Wind und Wetter
- I S
- 8. Apr. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Mai 2024

Das Wetter in den Bergen ist nicht immer so, wie man es gerne hätte (sonnig, aber nicht zu heiss, ein laues Lüftchen, ab und an mal ein Wölkchen....). Insbesondere der Wind ist ein grosses Thema und wird sehr oft unterschätzt - v.a. im Sommer! Hier lohnt sich von vorneherein das Schichtprinzip. Und glaub mir, so sehr Du beim bergauflaufen ins Schwitzen kommst und Dein Gesicht glüht (gerade im Hochsommer), so schnell wirst Du auf dem Gipfel auskühlen - nämlich innert weniger Minuten, weil Du Dich nicht mehr bewegst und auf dem Gipfel meist ein ordentlicher Wind weht. Da Du geschwitzt hast und Feuchtigkeit Deine Körperwärme im Wind ultraschnell ableitet, wirst Du sehr schnell frieren. Zieh die Jacke über, bevor Du auskühlst (also sobald Du auf dem Gipfel ankommst!) und zieh am besten das nasse Shirt aus und trockne es (Ersatzshirt für die Rast!). So kann Dein Körper Energie sparen, denn Du solltest ja auch abwärtslaufen - und man weiss nie, was dazwischenkommt.
Unterkühlung kann sehr schnell dazu führen, dass Du keine vernünftige Entscheidung mehr treffen kannst - und wenn es "nur" die Entscheidung ist, eine Abkürzung zu nehmen, weil dieser Weg mehr in der Sonne liegt oder kürzer ist, dafür aber steiler und unwegsamer - man neigt dazu, leichtsinnig zu werden. Dies auch bei Hunger und Durst. Lies dazu gerne "Essen und Trinken in den Bergen".
Oft ist es leider so, dass man eben nicht oben auf dem Gipfel gemütlich vespern kann - lieber sofort Jacke anziehen, tolle Photos machen, und dann ein paar Meter absteigen bis zu einem windgeschützten Platz, dort kannst Du Dich dann stärken und ein erholsames Nickerchen machen.
Unterschätze niemals die rasch eintretenden Wetterwechsel, zB aufkommenden Nebel bzw. Wolken, in denen Du dann läufst, wenn Du auf gleicher Höhe bist. Selbst in einem sonst überschaubaren Gelände, das Du noch dazu kennst, bist Du schlicht "lost". Dein eigener Orientierungssinn wird Dich irgendwann verlassen, da Du nur noch weiss um Dich siehst (am schlimmsten im Winter - also auch unten weiss - "whiteout" at its best). Du kannst also keine gefährlichen Abgründe, Mulden, Überhänge etc. mehr erkennen. Du irrst stundenlang herum, hast nur noch wenig oder nichts mehr zu trinken. Du weisst, bald wird es dunkel werden und damit zusätzlich zu dem ganzen Mist auch noch kälter, als es ohnehin schon ist (und nein, in den Wolken ist es nicht kuschlig warm, sondern kalt und feucht) - glaub mir, keine schöne Erfahrung und meist nicht gut endend. Wenn Du dann noch den Fuss verknackst - nicht gut. Und nein, der Rettungsheli ist nicht Dein Strohhalm, denn auch der kann nur fliegen, wenn das Wetter ein zumindest einschätzbares und vertretbares Risiko für die Besatzung bedeutet.
Der Sommer in den Bergen ist besoners auch Gewitterzeit und bedeutet für den Wanderer, sehr, sehr, sehr früh aufzustehn, um bereits am frühen Nachmittag wieder im Tal oder geschütztem Gelände zu sein. Ein bisschen Wolkenkenntnis schadet nicht - einfach gesagt, sich hoch auftürmende Wolken sind ein Warnzeichen, aber Du kannst bereits die Vorzeichen erkennen, wenn sie sich im Aufbau befinden, dann achte auf die Windrichtung und laufe nicht noch aufs Gewitter zu, statt weg. Wenn Du Dich nicht so gut mit dem Wetter auskennst, kontrollierst Du am besten regelmässig Deine Wetterapp auf dem Radarbild, so siehst Du, wo das Wetter wahrscheinlich hinziehen wird (hier sei gesagt: genügend Akku lohnt sich immer, insb. leert er sich schnell bei Kälte - nimm eine Powerbank mit).
Du kannst mit einer guten Vorbereitung sehr viele Risiken minimieren - die Wettervorhersage via diverser Apps regelmässig kontrollieren und Deine Tour anpassen - ja, auch wenn Du dann den Gipfel nicht mehr erklimmst, sondern vorher kehrt machst. Du kannst die Tour an einem anderen Tag wiederholen, auch wenns jetzt doof ist, da Du einen langen Anfahrtsweg hattest, Dir extra freigenommen hast etc. . Die Natur wird Deinen Sturkopf niemals als Begründung akzeptieren, Dich zu schonen. Sie ist einfach, wie sie ist. Viele Menschen sind der Ansicht, für sie gelten diese Regeln nicht oder der sie kennen die Strecke ja auswendig, also kann auch in garstigen Umständen nicht viel passieren. Oder denken, dass Gewitter in den Bergen nicht innert Sekunden aufziehen können - oder einfach, es wird schon nicht so schlimm werden.
Sei sicher, es wird oft noch viel schlimmer.
Beispiel aufziehender Wolken im Grimselgebiet, gegen Nachmittag steigt die Wolkengrenze schneller als man denkt (und meist muss man ja noch absteigen - im ungünstigen fall also direkt hinein). Hier hatte man immerhin noch wenige Meter Sicht und ich war bereits unten. Eine banale Wettersituation, gerade in unwegsamen Gelände, kann aber verheerend sein.